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ATCler Family-Member
Hier seit: 01.06.2002 Beiträge: 947 Ort: Berg bei Hof (EDQM) / Bayern
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Verfasst am: Fr, 07 Mai 2004, 15:58 Titel: Beinahe-Kollision am Flughafen München am 03.05.04 |
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Hallo zusammen,
obwohl in der Süddeutschen Zeitung vom 06.05.04 ein sehr ausführlicher und auch reichlich bebilderter (inkl. Grafik) Artikel über den Beinahe-Zusammenstoß zwischen einer KLM 737 und einer ATR-42-500 der Air Dolomiti stand, gibt es diesen Artikel der SZ nicht online.
Jedenfalls hab ich ihn dort nicht gefunden. Stattdessen hier der Link zum entsprechenden Artikel des Münchner Merkurs:
http://www.merkur-online.de/regionen/oberbayern/497,273923.html
Kurzer Hergang des Vorfalls:
Die Maschine der KLM setzt auf der Landebahn auf, während die ATR in die Bahn hineinrollt. Durch "Drumherumkurven" der Boeing konnte der Pilot der KLM-Maschine den Zusammenstoß vermeiden.
Erste Sofortmaßnahme des DFS:
Konditionelle Freigaben (also z.B. "Behind Landing XXX line up!") wurden bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes verboten bzw. werden b.a.w. nicht mehr angewendet!
Einen ersten Kommentar dazu gibt es auch bereits bei "Pilot und Flugzeug":
http://pilotundflugzeug.de:8001/servlet/use/MessageView.class?parent=artikel,2004,05,05,11,2914414&session=KLgYgC |
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Robin eddh.de-Premium-User
Hier seit: 17.11.2002 Beiträge: 247
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Verfasst am: Sa, 15 Mai 2004, 5:01 Titel: |
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Hi ATCler,
ja...lach.... bin wieder mal in der Nachtschicht Die beste Zeit für mich wieder EDDH.de zu besuchen
Aufgrund des beschriebenen Vorfalls stellt sich für mich die Frage, ob solche Freigaben überhaupt "Sinn" machen. Sicherlich, PIC's die diese Anweisung entsprechend verstehen und umsetzen, kein Problem.
Aber wie in Deinem zweiten geposteten Artikel festgestellt wurde, scheint es hier doch recht oft zu Missverständnissen bei Piloten mit "Beinaheunfällen" gekommen zu sein.
Sicherlich "entlasten" solche Freigaben Tower/Turm aber setzen dabei die volle Verantwortlichkeit der PIC voraus und das tatsächliche Verstehen und Umsetzen der Anweisung, auch, wenn er diese Wiederholt und bestätigt hat.
Meiner Meinung nach sollten Freigaben zum Rollen auf einer Piste grundsätzlich explizit ausgesprochen und erteilt werden (damit meine ich unabhängig von einer Bedingung, denn eine Freigabe muss ja grundsätzlich erfolgen), auch wenn dadurch ggf. die Überwachung durch Tower/Turm steigt, wenn zuvor bis zur Freigabe für das Aufrollen auf die Piste abgewartet werden muss, bis ein anderes Flugzeug die Landung vollzogen hat und erst dann ein Aufrollen eines neuen Flugzeugs erlaubt ist.
Damit meine ich, dass es vielleicht nötig erscheint, erst überhaupt nicht durch eine Freigabe mit einer zuvor erfüllten Bedingung, nämlich zum Beispiel zu warten bis ein anderes Flugzeug gelandet und vorbei gerollt ist, ein Fehlverhalten des PIC zu provozieren.
Sicherer wäre dieses Verfahren sicherlich aber ich kann leider nicht die Belastungen der Personen im Tower/Turm nachvollziehen und vertraue auf Deine Fachwissen als "ATC'ler"
Deine Meinung dazu?
Liebe Grüße
Robin |
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ATCler Family-Member
Hier seit: 01.06.2002 Beiträge: 947 Ort: Berg bei Hof (EDQM) / Bayern
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Verfasst am: Sa, 15 Mai 2004, 16:26 Titel: |
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Hallo Nachtschicht-Robin...
Du beschreibst völlig richtig die Problematik und damit verbundenen Gefahren. Dies ist ja nach dem Vorfall (Runway Incursion) auch der Grund, warum das Verfahren b.a.w. ausgesetzt und nicht mehr angewendet wird.
Zitat: | Sicherlich "entlasten" solche Freigaben Tower/Turm aber setzen dabei die volle Verantwortlichkeit der PIC voraus und das tatsächliche Verstehen und Umsetzen der Anweisung, auch, wenn er diese Wiederholt und bestätigt hat. |
Die Verantwortung liegt immer zum größten Teil beim Lotsen, denn er muß nach dem Erteilen der Freigabe auch immer überwachen, ob sich der betroffenen Lfz-Führer auch daran hält, selbst wenn er die Clearance richtig zurückgelesen hat. Der Lotse ist für die Einhaltung der Runway-Separation zuständig, da beißt die Maus keinen Faden ab und dies ist auch sehr detailiert in den Betriebsvorschriften geregelt.
Zwischen Sagen, Verstehen und Ausführung liegen oftmals Welten...leider
Sicherlich wird man im Falle des Falles auch dem Piloten eine gewisse Mitverantwortung unterstellen müssen, aber das eigentliche Baby hat der Lotse!
Der Vorteil des Verfahrens ist einfach die schnellere und flüssigere Verkehrsabwicklung! Aber es hilft natürlich nichts, wenn z.B. die Macht der Gewohnheit über die Sorgfalt siegt oder sich einschleicht... |
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Robin eddh.de-Premium-User
Hier seit: 17.11.2002 Beiträge: 247
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Verfasst am: So, 16 Mai 2004, 5:43 Titel: |
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Hi ATCler,
lach... heute ist die Nachtschicht fast vorbei Die Sonne ist schon aufgegangen und viele liegen noch tief im Sonntagsschlaf
Zitat: | Der Lotse ist für die Einhaltung der Runway-Separation zuständig, da beißt die Maus keinen Faden ab und dies ist auch sehr detailiert in den Betriebsvorschriften geregelt.
Zwischen Sagen, Verstehen und Ausführung liegen oftmals Welten...leider
Sicherlich wird man im Falle des Falles auch dem Piloten eine gewisse Mitverantwortung unterstellen müssen, aber das eigentliche Baby hat der Lotse! |
Hmm....verstehe, stimmt. Dafür ist er ja nun mal Lotse und kein Flugleiter auf einem unkontrollierten Platz. Trotzdem möchte ich nicht in der Haut des Piloten stecken, wenn man bedenkt, welches Unglück in München hätte entstehen können und ich denke, der verantwortliche Pilot "knabbert" heute noch an dieser gefährlichen Situation.
Bezüglich des Vorteils für das Verfahren für eine einfache und schnelle, flüssigere Verkehrsabwicklung ist natürlich solch eine Freigabe hilfreich - solange dies unfallfrei über die Bühne geht.
Persönlich finde ich jedoch die neue Regelung wesentlich besser und schützt eigentlich auch den Lotsen davor, unbeabsichtigt ein unerlaubtes Rollen zu übersehen, was ja in diesem Fall (München) scheinbar dann auch geschähen ist.
Liebe Grüße
Robin |
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ATCler Family-Member
Hier seit: 01.06.2002 Beiträge: 947 Ort: Berg bei Hof (EDQM) / Bayern
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Verfasst am: So, 16 Mai 2004, 8:55 Titel: |
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Hallo Robin,
Zitat: | Persönlich finde ich jedoch die neue Regelung wesentlich besser... |
Neu ist die Regelung nicht, der konditionelle Teil wurde nur b.a.w. gestrichen. Den Rest gabs schon immer.
Im übrigen hab ich mal als Pilot gelernt, dass man immer beim Berollen der Bahn den Anflugsektor beobachten soll, selbst auf einem kontrollierten Platz. Im Turm sitzt schließlich auch nur ein Mensch, der (obwohl er es nicht sollte) mal was vergessen kann... |
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Robin eddh.de-Premium-User
Hier seit: 17.11.2002 Beiträge: 247
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Verfasst am: Mo, 17 Mai 2004, 5:37 Titel: |
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Hi ATCler,
Treffer - versenkt!
Zitat: | Im übrigen hab ich mal als Pilot gelernt, dass man immer beim Berollen der Bahn den Anflugsektor beobachten soll, selbst auf einem kontrollierten Platz. |
Genau so habe ich dies auch gelernt: "Anflugsektor frei!" und achte peinlichst hierauf.
Ich denke, als eine "Entschuldigung" kann man eventuell sehen, dass nun mal München über Pisten verfügt, die 4000 Meter lang sind und der Anflugsektor tatsächlich nicht optimal überblickt werden kann. Dies sehe ich zumindest in diesem Fall tatsächlich als schwierig an, wenn man nicht gerade ein Fernglas zur Hand hat
Grüße
Robin |
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