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Die Gast-Kolumne von eddh.de-Lesern

Warum...?

Von Prof. Dr. H.-Christian Brauweiler (07.08.2005)

Ein Ultraleicht-Flugzeug ist von einem Selbstmörder vor dem Reichstag in den Boden geflogen worden.

Nun fordern die Politiker, den Luftraum über Berlin für sog. Privat- und Hobbyflieger zu sperren. Für mich als Pilot (seit 20 Jahren PPL-A, seit einem halben Jahr SPL), stellt sich hier die Frage, wie die Politiker nun die adäquate Gefährdungsgruppe identifizieren wollen.

Bei dem Piloten handelt es sich um einen mutmaßlichen Mörder und Selbstmörder, der vorher seine Ehefrau umgebracht haben soll und ca. 5 Tage nach der und kurz vor der Entdeckung der Tat, sich selbst relativ medienträchtig umgebracht hat.

Warum nur eine bestimmte Kategorie von Piloten? Mörder und Selbstmörder sind aber nicht nur unter sog. Privat- und Hobbyflieger, gemeint sind hier wohl SPL- und PPL-A Inhaber, sondern in allen Bevölkerungskreisen und -schichten zu finden. Folgerichtig müsste der Luftraum auch für Helikopterflieger (ja, auch die Polizei- und Bundeswehr, selbst Rettungs-Hubschrauber-Piloten meine ich, und natürlich auch die Flugbereitschaft für Bundespräsident und -kanzler etc.!) gesperrt werden. Selbstverständlich müssten auch ATPL-Inhaber (Verkehrspiloten) aus dem Luftraum verbannt werden.

Warum sollte aber nur diese eine Gefahr aus dem Wege geräumt werden? Wer sich selbst umbringen möchte, und das auf besonders spektakuläre Art und Weise, wird immer einen Weg finden. So könnte man sich, ähnlich wie es die Terroristen derzeit weltweit vormachen, mit einer Autobombe irgendwo medienwirksam in die Luft jagen. Bauanleitungen für verschiedenste Arten von Sprengsätzen gibt es genug im Internet. Der Logik unserer Politiker folgend müssten wir allen KFZ-Fahrern das Fahren in bestimmten Gebieten verbieten.

Warum sollten nicht alle Brücken gesperrt werden, nicht nur für Fahrzeuge, sondern auch für Personen? Der Logik unserer Politiker folgend müsste nämlich das Gefährdungspotential von in Selbstmordabsicht springenden Brückenbegehern entsprechend vermieden werden. Schließlich könnte der oder die Selbstmörder/in unten auf jemanden fallen und diesen schwer verletzen (soll auch schon vorgekommen sein!). Nicht auszudenken, wenn gar das Auto der Frau Bundeskanzlerin (oh, ich greife da schon auf Ende September vor!) gerade unten durch fährt.

Und: Warum sollten Piloten (bzw. besser: eine bestimmte Kategorie von Piloten) nur aus dem Luftraum von Berlin entfernt werden? Gab es da nicht ein Grundgesetz, nach dem alle Menschen gleich sind? Dann möchte ich bitte auch den Luftraum über Zittau, Buxtehude und Kleinkleckersdorf frei von Piloten haben. (Wer teilt das der ISS mit, die gelegentlich auch über uns hinwegfliegt? DAS Ding kann ja, wie wir an der MIR gesehen haben, auch mal ungesteuert bzw. unsteuerbar runterkommen!)

Zur KFZ-Analogie zurück: Warum sollten nur bestimmte Gebiete gesperrt werden? Besser wäre es, gleich alle Strassen zu sperren.

Haben die Politiker eigentlich daran gedacht, dass jemand, der ohnehin mit dem Leben abgeschlossen hat, gegen alle Regeln verstoßen wird, nur um seinem einen, letzten Ziel nahe zu kommen: dem Tod? Da nützen auch gesperrte Lufträume nicht viel.

Haben die Politiker eigentlich daran gedacht, dass die inkriminierten Luftfahrzeuge Reise- und Transportmittel sind, mit denen täglich viele Geschäftsreisen durchgeführt werden, gerade auch in Ballungszentren.

Haben die Politiker eigentlich - abgesehen von dem in Wahlkampfzeiten medienwirksam vorgestellten hektischen Aktionismus der Luftraumsperrung - bedacht, was mit vielen Arbeitsplätzen, die gerade auch entweder direkt oder indirekt mit dem Segment der Zivilluftfahrt, die als "Allgemeine Luftfahrt" fachlich richtig bezeichnet wird und mehr ist als nur Sport- und/oder Hobbyfliegerei, dann in und um Berlin geschieht?

Nebenbei lief fast zeitgleich eine Meldung über den Ticker, dass in Stade in Norddeutschland ein 61jähriger Polizist Amok gelaufen ist und 4 unbeteiligte Passanten schwerst verletzt hat (Kopf- und Bauchschüsse), seine Ex-Lebensgefährtin erschossen hat (nicht der erste Fall dieser Art....), danach auch sich selbst. Analog müssten nun alle Polizisten und alle bewaffneten Sicherheitsdienstler und Geld-Transportbeschäftigten sowie sonstige Waffenträger entwaffnet werden. Wer kümmert sich eigentlich darum? Kein Politiker, ist ja nicht medienwirksam genug.

Prof. Dr. H.-Christian Brauweiler



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