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01.09.2002

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Sozialparasiten...?

Die Pharma-Firma Gehe hat eine Anzeigen-Kampagne gestartet. Gehe macht sich "...für ein Gesundheitssystem stark, das auf der eigenverantwortlichen Absicherung persönlich gewollter oder absehbarer Lebensrisiken basiert". Und als Anzeigen-Beispiele werden denn auch flugs Paraglider, Offroad-Biker, Freeclimber und Alkoholkonsumenten dargestellt, und natürlich gehören wir 'Hobby-Piloten' dazu. Gleichzeitig beeilt sich Gehe, wiederholt zu versichern, es ginge ihr _nicht_ darum, etwa Paraglidern oder Freeclimbern den Spaß an ihrem Sport zu verderben. und es gehe _nicht_ um den Einstieg in die Zwei-Klassen-Medizin.

Nicht...?

Nun, der Denkansatz "Jemand, der die Gesundheitskosten seines Lebensstils auf die Gesellschaft abwälzt, handelt nicht solidarisch" (Dr. Fritz Oesterle, Vorstandsvorsitzender der GEHE Aktiengesellschaft), ist zweierlei nicht: Er ist philosophisch nicht falsch, und er ist noch weniger neu. Denn er ist nicht praktikabel. Das Grundprinzip des Solidarsystems, 'einer für alle, alle für einen', beinhaltet immer, dass viele, nämlich die unverschämt Gesunden, für latent Kranke oder Verletzte mit zahlen, nur so funktioniert die Solidargemeinschaft, und genau so funktionieren die privatwirtschaftlichen Versicherungen. Jeden einzelnen nach seinem ganz individuellen Lebensrisiko einzustufen, ist aus mehreren Gründen Tagträumerei:

Zum einen unterliegt das individuelle Lebensrisiko permanentem Wandel: Ich fliege, ab morgen spiele ich vielleicht Tennis und zerreiße mir dabei übermorgen eine Sehne, nächste Woche ist mein Weg zur Arbeit unfallträchtiger als noch diese Woche, und wenn ich nah am Wasser wohne, bin ich bei der nächsten Flut vielleicht von der Pest bedroht. Wer soll das und in welchen Intervallen überprüfen, berechnen und die Vertragsänderungen vornehmen...? Und nach welchen noch überhaupt nicht vorliegenden Einstufungs-Kriterien? Wer soll die in einem Katalog zusammenfassen? Und welchem Lebensrisiko unterliegt derjenige dann, wenn die sich bedroht fühlende Noch-Solidargemeinschaft sich aufmacht, denjenigen auf ihre konträre Meinung aufmerksam zu machen...?

Zum andern lassen sich eben _nicht_ sogenannte 'Aktivitäten mit erhöhtem Risiko' einfach so in Risiko-Klassen einstufen. Wenn beispielsweise das Fliegengefährlich ist, ist dann ganz viel Fliegen auch ganz viel gefährlich? Oder ist nicht gerade der Vielflieger viel sicherer als der Gelegenheits-Platzrunden-Flieger...? Lebt der durchtrainierte Freeclimber wirklich gefährlicher, als Mr. Couch-Potatoe, der verfettet und kurzatmig die Bundesliga-Spieler auf seinem Fernsehschirm anfeuert?

Abgesehen davon, dass eine gerechte Einstufung - gerecht gegenüber allen anderen, denn eine Gemeinschaft besteht ja nach wie vor - eine Überwachung voraussetzte, gegen die George Orwells Vision ein Micky-Maus-Cartoon wäre, wäre ein Aufwand zu betreiben, der alle Grenzen sprengt und der - natürlich - von _allen_ finanziert werden müsste... Was die argumentierte Einsparung für die gesund Lebenden um ein Vielfaches überstiege.

Wer würde also von solch einer Idee profitieren? Ein zu installierender Verwaltungsapparat! Selbst die Überlegung, dass hierdurch Arbeitsplätze geschaffen werden könnten (ein Argument, mit dem sich zur Zeit beinahe alles durchsetzen lässt...), zöge hier nicht, denn wir brauchen eines ganz sicher nicht: Noch mehr Verwalter.

Aber ich denke, das alles wissen die Damen und Herren von Gehe auch, ich wage nicht, mir vorzustellen, dass dort lauter Erstklässler sitzen. Und rufen wir uns einfach ins Gedächtnis, was eine Anzeigen-Kampagne eines Unternehmens in erster Linie bewirken soll: Umsatzsteigerung. Wenn nicht vordergründig für ein Produkt oder ein Unternehmen geworben wird, nennt man das Public-Relations.

Und das und nichts mehr ist diese ganze Kampagne.

Gottseidank...

Viele Grüße und
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