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06.05.2001

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Email an Sigi...

Die Fehler der 'Profis'...

Da fliegt ein Pilot Hamburg-Fuhlsbüttel an, einen 'Nachbar-Platz', denn er ist auf einem Flugplatz 'nebenan' zu Hause. Nach der Landung ist EDDH für beinahe eine Stunde nahezu komplett dicht...! Warum? Weil der Pilot mit seiner eigenen Cessna 210 schlicht das Fahrwerk drin gelassen hat und exakt auf der Kreuzung der beiden Bahnen zu liegen kam. Die Erklärung für dieses wenigstens für Leib und Leben glimpflich verlaufene 'Missgeschick' hatte er dann auch gleich parat: Er sei durch den Controller abgelenkt gewesen... Weiß Gott, es gibt intelligentere Ausreden... Kein Pilot wird im Short Final vom Controller angesprochen, und wenn man doch sein Rufzeichen hört, knallt man ohne weiter nachzudenken den oder die Schubhebel nach vorn, denn das kann nur einen Emergency Go-Around bedeuten. Erwähnter Pilot aber hat schlicht und einfach vergessen, dass sein Flugzeug das Fahrwerk noch drin hatte. Das hätte die konsequente Anwendung seiner Checklist verhindern können...

Über den generellen Sinn von Checklists habe ich an dieser Stelle schon gesprochen. Ich möchte heute auf einen besonderen Part von Checklisten zu sprechen kommen, der bei Privatpiloten fast nie durchgeführt wird:

Das Briefing und De-Briefing, insbesondere das Emergency Briefing.

Hand aufs Herz: Wer geht wirklich vor dem Start und vor der Landung gedanklich und verbal die Notfall-Prozeduren durch...?

Psychologisch verständlich, wer mag schon gerne vor einem geplanten Flug bei vielleicht schönstem Wetter, noch dazu mit angenehmer Begleitung, an so was Schreckliches wie einen Triebwerksausfall kurz nach dem Abheben denken...? Nur: Wer das tut, ist im Falle eines Falles entscheidende, möglicherweise lebensrettende Sekunden im Vorteil! Und wie wichtig jede einzelne Sekunde bei stehendem Triebwerk nach dem Start in vielleicht gerade mal 200 ft GND ist, kann sich jeder selbst errechnen! Und wer das tut, ist dem Emrgency-Briefing schon einen großen Schritt näher gekommen! Gleiches gilt natürlich auch vor der Landung. Während des Descent auf Platzrunden-Niveau hat man ausreichend Zeit, mental und verbal (selbst allein im Flieger macht es Sinn, die Prozeduren laut zu sprechen!) die Verfahren durchzugehen, die nötig sind (und zwar extrem schnell nötig sind!), wenn beispielsweise das Fahrwerk nicht ausfährt, die Bahn plötzlich ein Hindernis aufweist oder bei einer Schleppgas-Landung das Triebwerk eigenwillig zu früh Feierabend macht. Ihr kennt meinen Wahlspruch: 'Be always ahead of your aircraft!'

Dass fast jeder Pilot im Laufe der Zeit auf der Basis der Hersteller-Listen eigene Checklisten entwickelt hat, ist ja durchaus in Ordnung. Allerdings sollten die unangenehmen Punkte des Emergency-Briefings in keinem Fall ausgespart sein!

Und De-Briefing?

Die meisten machen es wohl unbewusst, indem sie auf der Nach-Hause-Fahrt ihren Flug noch einmal in Gedanken durchgehen. Wer das kritisch mit sich selbst tut, ist ebenfalls schon einen großen Schritt weiter! Also, warum das nicht zum festen Bestandteil jedes Fluges machen: Nach dem 'Scheibkram' mit Bordbuch, Logbuch, etc. den Punkt 'De-Briefing' auf der Checklist durchführen und dann abhaken!

Profis sind die, die selbstkritisch sind und wissen, dass sie ständig dazu lernen können. Nicht die, die lässig bei der Treibstoffprobe am Schauglas riechen und mit Kennerblick sagen: 'Es ist Sprit!' Als hätten sie Kakao erwartet...

Zu diesem Thema passt auch Birgits Beitrag:

Email an die Redaktion ...

Hi,

Neulich 'hinter den Kulissen' von eddh.de:

'Du, ich hab' zwei Presseartikel über Flugzeugabstürze gefunden. Sollen wir die mit reinnehmen oder nicht?'

Bei mir war erstmal kurz Sendepause, denn sowas durchzuckt mich schon. Erinnert es uns doch immer wieder daran, dass das Fliegen eben keine Spielerei ist. Wir haben spontan entschieden, derartige Berichte nur sparsam mit aufzunehmen. Aber nicht, weil wir die Augen verschließen möchten, sondern weil diese Artikel zwar eine Information darstellen, aber nicht wirklich einen Nutzen bieten. Nutzen in der Hinsicht, dass andere daraus etwas lernen können. Das ist aber wiederum erst vernünftig möglich, wenn die Unfallursache geklärt ist und dadurch dann möglicherweise wieder Tücken der Fliegerei ins Bewusstsein gerückt werden, an die man schon gar nicht mehr gedacht hat. Die 'Sofort-Artikel' kann man ja auch am nächsten Tag in der Tageszeitung lesen. Außerdem möchten wir kein Bild der Allgemeinen Luftfahrt unterstützen, nach dem alle 'kleinen' Flugzeuge vom Himmel fallen, denn dann müssten wir als Gegengewicht auch jeden geglückten Flug erwähnen... ;-)

Apropos Tücken: Gibt es das überhaupt: Tücken der Fliegerei, an die man schon nicht mehr gedacht hat? Von denen vielleicht mal ein Fluglehrer in grauer Vorzeit gesprochen hat oder mal irgendwann etwas in einer Fliegerzeitschrift gestanden hat, aber den Einzelnen zu dem Zeitpunkt gerade nicht so interessiert hat? Gibt es Piloten, die Gefahren der Fliegerei grundsätzlich einfach ignorieren und nach dem Motto handeln: 'passiert mir schon nicht, also lass mich damit in Ruhe'? Gibt es bestimmt. Es ist auch irgendwie menschlich, daß man nicht jede (unbequeme) Information aufsaugt. Aber ist das verantwortungsbewusst? Sollte sich nicht jeder Pilot bewusst sein, daß auch er an der einen oder anderen Stelle möglicherweise inzwischen eine Wissenslücke haben _könnte_ und sich bemühen, sein Wissen immer mal für sich selbst zu überprüfen und ggf. zu ergänzen?

Ich bezweifle mal ganz frech, daß jeder so handelt. Korrigiert mich einfach, wenn ich damit völlig falsch liege. Aber das gehört für mich zu verantwortungsvollem Verhalten dazu. Alles andere ist aus meiner Sicht schon fast 'leichtfertiges Handeln', das sich gerade beim Fliegen von selbst verbieten sollte. Nicht nur im Hinblick auf die eigene Gefährdung, sondern auch oder gerade im Hinblick auf mitfliegende Laien, die die Qualität eines Piloten nicht einschätzen können, und zwar einfach aus Unkenntnis heraus.

Sigi sagt zwar, dass man verantwortungslose Piloten schon an der Bar erkennen kann, aber welcher Passagier setzt sich vor dem Flug erstmal mit dem Piloten an die Bar ;-) und allzu oft werden Piloten von diesen Menschen schon deswegen als die Größten angesehen, weil ihnen die Lizenz zum Fliegen verliehen wurde. Klar, man könnte jetzt sagen, dass es das Problem des Mitfliegers selbst ist, wenn er nicht erkennt, daß er mit einem Idioten fliegt. Aber ist das ein verantwortungsvolles Argument?

Ich denke, es ist keine Schande, die eigenen Fähigkeiten immer wieder kritisch zu beleuchten, zu Wissenslücken zu stehen und sie gezielt zu schließen. Das ist besser, als irgendwann in einer Absturzstatistik zu landen. Und das ist wiederum, wie oben erwähnt, keine Garantie, einmal auf der Seite von eddh.de genannt zu werden...;-)

Hm, stehen euch jetzt die Haare zu Berge nach diesem Thema? War nicht so gemeint! Sollte nur eine Anregung zum Nachdenken sein, falls unser Alzheimer zwischendurch allzu stark zuschlägt und euch mal nichts mehr einfällt... ;-)

Genießt die Woche!

Herzliche Grüße
eure



Ein interessanter Aspekt, wie ich finde: Wie erkennt ein potentieller Mitflieger bei einem Privatpiloten, ob der gewissenhaft ist, also trotz 'Privat'-Pilotenlizenz ein Profi?

Ein wenig Sicherheit kann da schon vermitteln, wenn der Pilot sich intensiv um seine Passagiere kümmert. Ihnen ruhig und sachlich vor dem Flug auch unangenehme Dinge erklärt, wie beispielsweise das Verhalten in einem Notfall.

Ich habe vor einiger Zeit eine 'Passenger-Emergency-Checklist' zum Download bereitgestellt. Und ich habe damals angekündigt, diese 'in Kürze' in einer übersetzten Fassung anzubieten. Bei dem Vorhaben war es bis jetzt geblieben. Nun hat sich Birgit der Sache angenommen und wird die deutsche Version nächste Woche fertighaben!

Wie ist eure Meinung zu diesem Thema? Schreibt's mir, oder besser: Postet's ins eddh.de-Forum!

Herzliche Grüße,

euer



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