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Experten-Kummer...

Wann immer ein Luftfahrt-Unfall geschieht, bedienen sich die Medien inzwischen ihrer 'Luftfahrt-Experten'. Das kann man nur begrüßen, versteigt sich doch Otto Normalmoderator andernfalls allzu leicht in die abenteuerlichsten Phantasien.

Zwar versteigt sich auch der eine oder andere 'Luftfahrt-Experte' schon mal in das Reich der Phantasie, aber das ist erfreulicherweise seltener geworden. Dass aber auch der beste Luftfahrt-Experte gegen einen vergleichsweise eindimensional denkenden Moderator machtlos sein kann, entbehrt nicht der Paradoxität...

Besonders den 'Privaten' sagt man im allgemeinen nach, zugunsten der Quote mit den Tatsachen nicht allzu engstirnig umzugehen. Irgendwann, ganz unmerklich, scheint sich dieses Blatt aber gewendet zu haben.

Wohl jeder von uns hat am Donnerstag Abend die Anfangsberichte des Unglücks in Mailand verfolgt. Ohne Frage: Die ersten Bilder, die nach dem Einschalten über die Mattscheibe flimmerten, konnten schon die Kinnlade herunterklappen lassen, zu sehr ähnelten sie dem Frühherbst letzten Jahres.

Wer jetzt aber geglaubt hatte, bei den 'Privaten' dumpfe Panikmache, garniert mit blood, sweat and tears und bei den öffentlich rechtlichen 'Anstalten' seriöse, dezente Information vorgesetzt zu bekommen, durfte sich wundern... Während beispielsweise RTL-Anchorman Kloeppel nicht oft genug betonen konnte, da man ja noch keine gesicherten Fakten in ausreichender Menge habe, sei alles, sowohl die Annahme eines Unfalles als auch eines Anschlags reine Spekulation und werde deshalb nicht weiter vertieft(!), waren auf dem 'Ereignis- Kanal' Phoenix ganz andere Töne zu hören:

Ein Moderator (Journalist?) älteren Jahrgangs, den Namen habe ich leider nicht erfasst, und er ist auch nicht mit dem Bild hier identisch, brillierte durch unbedarfte Aufgeregtheit und konnte offenbar gar nicht schnell genug immer wieder auf den Aspekteines Anschlages zu sprechen kommen. Nachdem eine Live-Schalte zu Innenminister Schily (warum eigentlich...?) mit dessen wohlgesetzter dringender Mahnung endete, er warne nach den vorliegenden Erkenntnissen dringend davor, von einem Anschlag zu sprechen, zu viel spräche für einen Unfall, konnte man hinter den vor Erschrecken weit aufgerissenen Augen des älteren Herrn Moderator dessen übrige Gesichtszüge kaum mehr erkennen. Und so schloss sich an den Punkt hinter Schilys Satz nahtlos ein hastiges "Jajaja, aber trotzdem, einen Anschlag kann man ja nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen!" an. Und aufgeregt wurden noch einmal alle Fakten aufgezählt, die einen Anschlag möglichst wahrscheinlich darstellen konnten. Erstaunlich...

Fasziniert von so viel Eindimensionalität blieb ich noch ein wenig beim öffentlich-rechtlichen Ereigniskanal. Und das wurde auch bald reichlich belohnt...

Der verhältnismäßig ungeübte Herr Alt-Moderator hatte nämlich einen Experten zu Gast. Volker K. Thomalla berichtete denn auch brav und durchaus sachlich unter anderem von den Folgen eines Triebwerkschadens oder gar -Brandes und den damit einzuleitenden Maßnahmen. Allerdings widerfuhr ihm dann ein ähnliches Schicksal wie zuvor Herrn Schily. Unser Herr Alt-Moderator (wenn ich nur seinen Namen wüsste...!) zog nämlich sofort messerscharf die Schlussfolgerung, dass Flugzeuge mit nur einem Triebwerk am besten verboten gehörten! Weil ja die Wahrscheinlichkeit eines Triebwerksausfalls dann nur noch halb so groß sei... Ich bitte alle Mathematiker um Entschuldigung, aber das waren die Worte von Herrn Alt-Moderator...

Und mit einem lautlosen Klacken fielen die Kinnladen von Herrn Thomalla und von mir synchron nach unten. Solchermaßen irritiert fiel dem Experten als Gegenargument lediglich der Kostenaspekt ein, der es Normalverdienern dann weitgehend unmöglich machen würde, die Privatpilotenlizenz zu erwerben. Und auch die Ausblidungskosten beispielsweise der Lufthansa drastisch ansteigen ließen, deren Piloten ihre Ausblidung ja ebenfalls auf einmotorigen Flugzeugen begännen. Dieses Gespräch endete dann mit dem bedeutungsschwangeren Schlusssatz unseres Herrn Alt-Moderators (ich weiß noch immer nicht, wie er heißt...): "Da stellt sich allerdings die Frage, wieviel uns unsere Sicherheit wert sein sollte...!" Tiefer Blick des Herrn ins Kamera-Auge... und Nachspann ab!

'Was lernt uns das?' pflegte ein alter Lehrer von mir gerne zu sagen.

Nun, wir erlangen eine neue Stufe der Erkenntnis! Nämlich die, dass es in unserer Medienvielfalt immer mindestens einen geben wird, der sich, aller Seriosität zum Trotz, seine Message nach eigenem Gutdünken bastelt. Und dass unter dem Beamten-Staub der 'Öffentlich-Rechtlichen' eben auch ein Gutteil Sachlichkeit erstickt ist. Weitgehende Unabhängigkeit vom Quotendruck garantiert inzwischen längst nicht mehr Glaubwürdigkeit...

Ich mag Herrn Alt-Moderator nicht. Aber ich hoffe ehrlich, er hat die Erkenntnis, dass es sich um keinen Anschlag gehandelt hat, überlebt...

Und ich hoffe, Herrn Thomalla ist nicht nicht völlig die Lust vergangen, sich als Experten in ein Studio holen zu lassen...

Viele Grüße und
     ... fly with fun!