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Für euch gelesen...

'Airliner-Cockpits' von amazon.de

"Airliner-Cockpits."
Frank Littek

2002
160 Seiten
gebundene Ausgabe
GeraNova Zeitschriftenverlag
ISBN: 3765472360
EUR 19,90


Da hält man nun erwartungsvoll ein neues Buch in den Händen: "Airliner-Cockpits - Piloten-Arbeitsplätze aus acht Jahrzehnten" - und wird von Seite zu Seite enttäuschter. Es könnte so interessant sein, die Entwicklung der Cockpits zu sehen und einiges über Technik und Cockpitauslegung im Wandel der Zeit zu erfahren. Aber diesen eigentlich logischen, naheliegenden Anspruch erfüllt dieses Buch leider nicht.

Ich habe es, zäh wie ich bin, natürlich zuende gelesen, um dem Buch nicht mit meinem ersten Eindruck Unrecht zu tun, aber auch um Euch eine (meine) abgerundete Meinung zu diesem Werk zu geben, die sich jedoch auch nach 160 Seiten nicht geändert hat: das Buch ist eine Katastrophe!

Für welche Zielgruppe wurde es geschrieben? Wer ist der Autor? Einleitung fehlt, Kurzbiographie des Autors ebenso. Vermutlich ist das Buch unter dem Arbeitstitel "Ihr erster Blick ins Cockpit - wir machen Sie fit" entstanden. Aber selbst diese Zielgruppe läßt das Buch im Stich.

Das Buch ist recht übersichtlich aufgebaut: erst eine Einführung in die Entwicklung der Cockpits bis heute, dann kommt endlich das 'Herzstück', die Vorstellung diverser Arbeitsplätze, insgesamt 28 Stück. Von jedem Cockpit eine Doppelseite Foto, Qualität ordentlich, von einer Ausnahme einmal abgesehen. Aber dann geht's auch schon los mit den Herzrhytmusstörungen: die unvermeidlichen Postkarten-Daten wie Spannweite, Höhe, Länge, max. Startgewicht etc. sind ja noch zu verkraften, das Foto von der Außenansicht des Fliegers, das über eine halbe Seite ausgedehnt wird, erzeugt schon erhebliches Unwohlsein, denn der Verdacht liegt nahe, daß unbedingt die Seite gefüllt werden mußte.

Der Rest dieser zweiten Doppelseite ist Text und hieran kollabiert das Buch schließlich. Er wirkt lieblos und oberflächlich zusammengeschustert, ohne wirkliche Informationen. Aufgebaut nach dem Muster 'grundlegende Informationen über die Entwicklung des Flugzeugs - Baujahr - Einordnung der Baureihe in die gesamte Produktpalette des Herstellers - Anordnung der Instrumente - stechen Bildschirme ins Auge oder 'Uhren' - wo sitzen die Schubhebel - welche Insider-Schlagworte kann man dem Cockpit-Gucker noch mitgeben?'. Wiederholungen sind bei den Erklärungen der Instrumente an der Tagesordnung. Daß über das FMS vor dem Flug die Flugroute eingegeben wird, daß auf dem Primary Flight Display im Zentrum der künstliche Horizont zu sehen ist und sich die "T-Form" in der Luftfahrt als optimal herauskristallisiert hat, wird, wo noch Platz war, gern noch einmal erläutert, um die Seite zu füllen. Auch orthographische Fehler sind zahlreich eingestreut. Dieses verbietet sich bei einem Buch für 20 Euro eigentlich von selbst. Eigentlich...

Bei der Lektüre tauchen Fragen über Fragen auf, da Erklärungen zum technischen Hintergrund der Instrumentierung nur sehr oberflächlich behandelt werden. Einem erwachsenen Leser ein derart geringes Maß an geistiger Leistungsfähigkeit zu unterstellen ist schon beleidigend.

Auch bei der Erklärung von Fachbegriffen hapert es. "Die Navigation erfolgt mit Trägheitsnavigationssystemen", heißt es bereits ab Seite 70, die erste Erklärung dieses technischen Wunderwerks kommt jedoch erst auf Seite 94.

Es wimmelt von sprachlichen Stilblüten und inhaltslosen Sätzen...

"Ein 'roter Faden' in der Auslegung des Cockpits ist die Tatsache, daß die DC 10 eine dreimotorige Maschine ist - deutlich an den drei Schubhebeln auf der Mittelkonsole, aber auch der dreifachen Auslegung der Triebwerksanzeigen in der Mitte des Instrumentenbretts, vor beiden Piloten, zu erkennen." Die Sache mit dem 'roten Faden' kapiere ich nicht so ganz...

In dem Buch werden auch ganz neue Wege der Logik beschritten. Bei den Erläuterungen des L1011 Tristar-Cockpits soll dem Leser weisgemacht werden, daß Funktion und Unterbringung eines Systems in direktem Zusammenhang stehen...

"Auch wenn die Flugroute natürlich nicht auf einem Bildschirm dargestellt wird, ist doch der funktionale Unterschied zu modernen Flight Management Systemen damit gar nicht so groß. Deren Eingabegeräte sind genau an derselben Stelle untergebracht wie die Bedienelemente des Trägheitsnavigationssystems."

Einige Informationen, die zu den Flugzeugen zusammengetragen wurden, sind offensichtlich ohne kritische Betrachtung übernommen worden. Beispiel: Obwohl das Buch im Jahr 2002 erschienen ist, also nach dem Absturz einer Concorde in Paris und nach den Geschehnissen des 11. September 2001 wird eine Auslastung der Concorde als sicher angesehen.

"3 Stunden und 50 Minuten braucht die Concorde für einen Flug von London nach New York. Eine Reisezeit, die gerade für Geschäftsreisende ein so gutes Argument für die Nutzung der Maschine darstellt, daß die Auslastung der Concorde auch in den nächsten Jahren sichergestellt sein dürfte."

Abgeschrieben aus einem Hochglanzprospekt?

Das einzig Gute an dem Buch sind die Fotos. Insbesondere in der Rubrik 'Cockpit gestern' bekommt man einen guten Eindruck von der Entwicklung des Pilotenarbeitsplatzes. Man sollte aber bei allen Fotos genau hinsehen. Wer die Beschreibungen zur Lage von Hebeln, Schaltern, Knöpfen, Bildschirmen etc. mit dem Foto vergleichen möchte, tut gut daran, zunächst zu checken, ob das Foto nicht seitenverkehrt abgedruckt wurde...

Insgesamt können die Fotos aber ein derart negatives Gesamtbild des Buches nicht mehr wesentlich beeinflussen. Es wäre besser gewesen, dieses Thema als Bildband mit Legende zu konzipieren.

Birgit Wennholz-Nienbecker



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