Billig-Flieger
Von Heiko Bauer (11.02.2005)
Da bin ich heute mal mitgeflogen.
Statt selber zu fliegen, hab ich mich fliegen lassen.
Das heißt, ich hab mich hinten in die Kabine gesetzt, dort wo meine Kunden
sitzen. Leute, die mir vertrauen, ihr Leben anvertrauen.
Die sitzen da rum, lesen Zeitung, interessieren sich einen Dreck um
Sicherheitsansagen, schauen noch nicht mal auf, wenn der Captain spricht und
sind einfach nur da und wollen offensichtlich so schnell wie möglich wieder
raus, wenn sie da sind, wo sie hin wollten. Genau wie ich es wollte, wenn
ich ehrlich bin.
Denn, Fliegen ist ein "Schnelles von A nach B kommen".
Nix besonderes, magisches.
Kein Event, kein kleines Wunder, schon gar nicht was Exklusives.
Das, was ich erlebt habe, war nur lästig, unbequem, unpersönlich und wenn
ich ehrlich bin, uninteressanter als eine U-Bahnfahrt.
Bei so einer kriegt man wenigstens was zu sehen, Innerhalb wie außerhalb des
Transportmittels. Und wenn's nur Penner, Punks, hübsche Mädels oder
Reklametafeln sind.
In dieser fliegenden rasenden Röhre gab es einen Abklatsch ehemaliger Glorie
in Form von gelangweilten Bordansagen, Getränken, die wie beim
Schnellfraßladen cash zu zahlen und von ähnlicher Qualität sind, sowie
Personal im Outfit einer Putzkolonne.
Billig muß es sein heutzutage, und das muß man signalisieren.
Ich hab die Tickets bestellt. Bei der Billiglinie.
Zwei Tage vor Abflug.
Sie waren nicht wirklich billig. Aber dafür das, was ich dafür bekommen
habe.
Und ich habe mich auch billig gefühlt, verarscht und enttäuscht.
Und bin froh, meistens vorn zu sitzen, wo meine Welt noch im Lot ist.
Hinten wäre sie es nicht mehr...
Heiko Bauer
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