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22.10.2004

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Tempelhoffnung?

Nun bleibt der geschichtsträchtige Stadtflughafen Tempelhof also doch erstmal offen. Erstmal.

Und das nicht etwa, weil Einsicht in die fähigkeitsentleerten Kommunalfiguren Einzug gehalten hätte, sondern weil sie - erwartungsgemäß - über ihre Kompetenzen hinaus entschieden hatten, und das tatsächlich aufgefallen ist.

Also die Rettung Tempelhofs? Nein, die Schläuche der Herz-Lungenmaschine Tempelhofs werden lediglich noch eine Weile angeschlossen bleiben. Denn die ehemals dort ansässigen Airlines und Geschäftsflieger haben verständlicherweise keinen Bock mehr gehabt, ihre Argumente und Angebote an vernagelten Stirnen abprallen zu sehen und sind inzwischen umgezogen. Die, die Ümzüge lieben, nach Tegel, der in absehbarer Zeit zugunsten Schönefelds (oder besser: BBI, 'Berlin-Brandenburg- International') ebenfalls zum spekulativen Areal werden wird. Und die anderen direkt nach Schönefeld. Einfältig, zu glauben, die würden nun noch mal kurz zurück-umziehen.

Und so zieht das bisher falsche, aber populistische Argument, Tempelhof fahre nur Verluste ein und sei deshalb für die Stadt nicht mehr zu halten, vermutlich zum ersten mal wirklich. Keine Rede mehr davon, dass noch vor kurzem erst die Deutsche BA, dann Germania den Flughafen kaufen wollten und verlustfreien Betrieb garantierten. Und das in Zeiten, in denen andere Flughäfen den Airlines die Euros nur so entgegenwerfen, damit sie überhaupt ans Anfliegen denken. Und natürlich erst recht keine Rede mehr davon, dass der reine Flugbetrieb absolut schwarze Zahlen schrieb. Die durch paralytisches Verhalten, um nicht zu sagen durch bewusste Blockade in der Vermietung des durchaus attraktiven Gebäudekomplexes und geschickte Bilanzen so wunderschön zu verdecken waren.

Es könnte der Gedanke aufkeimen, dies alles, die wenig aussichtsreiche Situation Tempelhofs, sei raffiniert geplant gewesen, eine ausgekochte Strategie. Aber das setzte voraus, dass die weitgehend fachkenntnisbefreiten Verantwortlichen (ja, sowas gibt es bei uns, sogar recht häufig) über Raffinesse und strategische Fähigkeiten verfügten. Und das, lieber Leser, können wir ganz entspannt verneinen. Das wäre ja das erste Mal.

Im Zeitalter der viel besungenen Globalisierung, des Wegfalls vieler wirtschaftlicher Grenzen werden die Terminkalender der Wirtschaftsagenten immer dicker und die Zahl der Verhandlungsorte nimmt zu. Verhandlungsorte, die schnell und vor allem unkompliziert erreicht werden müssen. Und während andere europäische Metropolen die kühnsten Konzepte für als notwendig erkannte City-Airports für die Businessfliegerei ersinnen, machen wir vorhandene Luftfahrt-Infrastrukturen platt. Und geben weiterhin auf Europas Wirtschaftsbühne die Comedy-Abteilung.

Warum? Weil es in Deutschland als peinlich gilt, erfolgreich zu sein. Weil sich hier Manager davor fürchten müssen, vor ihren Mitarbeitern und den Gewerkschaften als Protz zu gelten, wenn sie ein Geschäftsreiseflugzeug zur Wahrnehmung ihrer Termine benutzen, gleichgültig ob gechartert oder gar als Firmenflieger. Weil wir uns hier ängstlich vor solchen Stimmen ducken, die sagen: 'Den Spaß der wenigen mit ihren kleinen Jets zahlen wir alle teuer mit', wie gerade heute im 'Berliner Kurier' zu lesen war.

Berufsneider werden wir niemals bekehren, weder mit ausgesuchter Freundlichkeit noch mit nachprüfbaren Argumenten. Und weil sich das nicht ändern wird, wird sich auch in der Luftfahrtpolitik in unserem Lande nicht wirklich etwas ändern. Jedenfalls nicht zum Positiven.

Und so werden wir uns schließlich doch von Tempelhof verabschieden müssen. Es wird länger dauern, als gedacht. Und damit schmerzhafter werden.

Euer


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