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Müdigkeit

von BIRGIT WENNHOLZ-NIENBECKER

Menschen sind keine Maschinen, ihre Leistungsfähigkeit unterliegt Schwankungen. Insbesondere Müdigkeit schränkt die geistigen und körperlichen Kapazitäten eines Menschen sehr stark ein. Oft wird jedoch nicht erkannt, daß durch Müdigkeit die eigene Sicherheit oder die anderer Menschen gefährdet ist. Und zwar nicht nur bei Piloten, sondern auch bei LKW-Fahrern, Geschäftsreisenden oder dem Privatfahrer, der nachts von irgendwelchen Veranstaltungen nach Hause fährt.

In diversen Unfallstatistiken der Luftfahrt ist der menschliche Faktor als Hauptursache für Unfälle und schwere Zwischenfälle auszumachen. Mittlerweile ist bekannt, daß Müdigkeit Auswirkungen auf sämtliche Fähigkeiten eines Piloten hat, die für ihn und seine Passagiere lebenswichtig sind. Gerade für die Luftfahrt ist dies also ein nicht zu unterschätzender Faktor, so daß jeder Pilot sich einer besonders kritischen Selbsteinschätzung unterziehen sollte, bevor er losfliegt.

Eine Untersuchung des "Centre for Sleep Research" fördert Erstaunliches zutage, nämlich daß Schlafmangel ähnliche Auswirkungen haben kann, wie (gemäßigter) Alkohol-Konsum. Wenn man bereits zwischen 10 und 26 Stunden auf den Beinen ist, ist man bereits dermaßen ermüdet und weist ähnliche Verhaltensmuster auf, als hätte man pro Stunde 0,04 Promille Alkohol zu sich genommen. Wer 13 Stunden auf den Beinen ist, womöglich noch schwer gearbeitet hat, ist nur noch genauso aufnahmefähig, als wenn er einen Blutalkoholgehalt von 0,5 Promille hätte!

Die Folge sind Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Handlungsweise oder der eines anderen, oder auch Überschätzung, erhöhte Reaktionszeit, herabgesetzte Multitaskingfähigkeit, Fixierung auf eine Sache, verminderte Muskelkraft und Koordinationsfähigkeit, eingeschränkte Sehfähigkeit und räumliches Vorstellungsvermögen, eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis, unzureichende Urteilsfähigkeit, reduzierte Wachsamkeit, verminderte Hand-Auge Koordination, Zerstreutheit, nachlässiger Flugstil, reduzierte optische Wahrnehmung, wenig Initiative bzw. falsche Entscheidungen, Kommunikationsstörungen, verminderte Kooperationsfähigkeit und im Extremfall auch Veränderungen in der Persönlichkeit und Depression.

Am gefährlichsten ist es jedoch, daß Müdigkeit zunächst überhaupt nicht wahrgenommen wird, auch wenn es bereits die ersten Anzeichen verminderter Aufnahmefähigkeit gibt.

Wodurch entsteht Müdigkeit?

Müdigkeit entsteht nicht nur durch zu wenig Schlaf. Auch andere Faktoren wie Streß, Angst oder angeschlagene Gesundheit belasten den Körper in gleicher Weise, wie in einem Beitrag von AVweb dargestellt wird. Beispielsweise können Sauerstoffmangel und 'Austrocknung' (Dehydrierung) Ursachen für Müdigkeit sein.

Was kann gegen Müdigkeit getan werden?

  • Auf ausreichenden Schlaf achten, möglichst in Übereinstimmung mit dem Biorhythmus, d.h. der Körper erwartet in der Dunkelheit eine Möglichkeit zur Regeneration und nicht am Tage. Leider läßt sich das nicht immer umsetzen, wie z.B. bei Nachtschichten. Hier spielt das Umfeld eine wichtige Rolle: eine Nachtschicht hat auf einen 18jährigen Single weniger starke Auswirkungen als auf eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die in ihrer eigentlichen Regenerationsphase die Kinder betreuen muß.

  • Auf gesunde Ernährung achten bzw. darauf achten, daß überhaupt etwas gegessen wird. Ein Snickers ist zwar nicht die Lösung, aber durchaus für's erste akzeptabel, damit der Blutzuckerspiegel nicht weiter absackt. Danach sollte jedoch unbedingt noch etwas 'Vernünftiges' gegessen werden.

  • Für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen. Der verbreitetste Wachmacher ist sicherlich Kaffee. Aber: die Wirkung ist schnell zu spüren, die Müdigkeit kommt jedoch genauso schnell zurück. Wenn überhaupt Kaffee, dann gefolgt von Tee, denn dieser entfaltet seine Wirkung dann, wenn die des Kaffees nachläßt. Besser ist jedoch immer noch Wasser (möglichst 1,5 l pro Tag) bzw. verdünnte Fruchtsäfte, wie z.B. Apfelschorle ("Fliegerbier"), da Kaffee und Tee (und im übrigen auch Alkohol) dem Körper Flüssigkeit entziehen und zwar mehr als aufgenommen wird.

  • Bei Krankheit nicht fliegen. Das ist zwar, sowohl für den Autofahrer als auch für den Piloten ohnehin gesetzlich untersagt, in der Luftfahrt aber ungleich schwerwiegender. Wenn man sich nicht wohlfühlt, ist man ohnehin nicht "Herr seiner Sinne". Die Einnahme von Arzneimitteln lindert zwar die Krankheitssymptome, hat aber meist die berühmten "Risiken und Nebenwirkungen", u.a. eben die der eingeschränkten Reaktionsfähigkeit.

  • Auf Lärmschutz achten. In lauten Cockpits sollten lärmreduzierende Headsets getragen werden, denn das ständige Dröhnen ermüdet ebenfalls.

Gefährlich ist die Müdigkeit, die nicht als solche wahrgenommen wird. Daher sollte man nicht nur sein Flugzeug, sondern auch sich selbst und auch seine Lebensweise vor einem Flug auf die angesprochenen Fakten hin checken. Damit wir auch morgen noch sicher ankommen.

Quellen:
Centre for Sleep Research
ATSB - Aviation Safety
AVWeb - The Effects Of Fatigue On Performance And Safety



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